Gut beteiligt! Inklusion in der Partizipation

Impulse zur Bürgerbeteiligung vor allem unter Inklusionsaspekten

Forschungsbericht: Gut beteiligt!
Webtool: www.gut-beteiligt.de

Das IPG hat im Auftrag des Umweltbundesamtes und des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit erforscht, wie Inklusion in Beteiligungsverfahren verbessert werden kann.

Hintergrund

Partizipation ist in aller Munde. Die Beteiligung der Öffentlichkeit ist spätestens seit Stuttgart 21 ein nicht mehr wegzudenkendes Element von Planungsprozessen in vielen öffentlichen und privaten Vorhaben. Während ein quantitativer Anstieg der Beteiligung zu verzeichnen ist, ist damit allerdings noch nichts über die Qualität dieser Verfahren gesagt. Neben Transparenz, Effizienz und Empowerment ist Inklusion ein zentrales Qualitätsmerkmal von Beteiligungsverfahren. Allerdings ist festzustellen, dass sich häufig nur bestimmte Gruppen von Menschen beteiligen: Das stereotype Vorurteil besagt, es sind in der Mehrzahl weiße, gebildete Männer über Fünfzig, die insgesamt mehr Einfluss auf die Ergebnisse eines Beteiligungsverfahrens hätten als andere, z.B. bildungsferne oder sozial schwächere Gruppen, die sich tendenziell weniger beteiligen.

Projektinhalte und Forschungsdesign

Das Vorhaben hat untersucht, aus welchen Gründen Menschen nicht partizipieren und welche Möglichkeiten es gibt, nicht erreichte Gruppen – die (vermeintlich) exkludierten Milieus – stärker zu beteiligen. Die Bearbeitung des Themenkomplexes erfolgte mittels Literaturrecherche (Stand der Forschung zur Nicht-Beteiligung), qualitativer Datenerhebung (Interviews mit Vorhabensverantwortlichen und Nicht-Beteiligten) wie auch einer kollaborativen Auswertungs- und Entwicklungskonferenz mit weiteren Beteiligungsexpertinnen und -experten. Hier wurde aufbauend auf den Ergebnissen der Analysephase mit Partizipationsexperten und -laien, der Wissenschaft sowie Politik und Verwaltung an Mustern des Gelingens wirksamer Beteiligungsverfahren gearbeitet.

Ergebnisse: Forschungsbericht und Beteiligungstool

Für das Vorhaben wurde anhand der aus der Literaturrecherche gewonnen Erkenntnisse einerseits davon ausgegangen, dass es soziostrukturelle, individualistische und verfahrensbezogene Beweggründe für die Nicht-Teilnahme an Beteiligungsverfahren gibt, und dass andererseits die Rolle der beteiligten Akteure durch die Intention des Verfahrens festgelegt wird.

Als relevantes Ergebnis kann festgehalten werden, dass entscheidende Impulse für Inklusion eines tiefen Feldverständnisses bedürfen – inklusive eines hohen Intentions- und Akteursbewusstseins auf Seiten der Verantwortlichen und Durchführenden von Beteiligungsverfahren. Neben dem Bericht wurden die synthetisierten Ergebnisse der Analysephase auf einer interaktiven Plattform (www.gut-beteiligt.de) in Form von Mustern des Gelingens als unterstützende Handreichung für Verantwortliche bei der Konzeption von Beteiligungsverfahren veröffentlicht. Gemeinsam mit der Medienagentur Sinnwerkstatt wurde ein Webtool geschaffen, welches zum Projektende unterschiedliche Anregungen über alle Planungsstufen hinweg bietet, um Beteiligungsverfahren qualitativ und im Sinne einer breiten Inklusion wirksam gestalten zu können.

Weiterentwicklung

Wie sich im Laufe des Projektes gezeigt hat, gibt es eine Fülle an Informationen und ein breites Erfahrungswissen zum Thema Qualität und Inklusion in Beteiligungsverfahren. Während des Forschungsprojektes konnte eine solide, aber nur begrenzte Anzahl an Mustern des Gelingens erhoben und ausformuliert werden. Durch die Konzipierung des Tools als erweiterbares Instrument kann durch die vielfältige Erfahrung von verschiedenen Nutzerinnen und Nutzern zukünftig weiteres Wissen einfließen. So ist es möglich, dass Qualität und Quantität der enthaltenen Informationen kontinuierlich erhöht werden können. In diesem Sinne ist das Webtool partizipativ lernend und kann neues Erfahrungswissen über inklusive Beteiligungsverfahren aufnehmen. Bitte besuchen Sie das Webtool www.gut-beteiligt.de und teilen Sie Anregungen und Verbesserungsvorschläge mit uns.

Auftraggeber: Umweltbundesamt
Zeitraum: 09/15 – 03/17
Leistungen: Forschungsdesign |Qualitative Interviews |Veranstaltungsorganisation |wissenschaftliche Aufarbeitung |Konzeption einer Internetplattform’

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